Ein Problem, das eine zunehmende Anzahl von Menschen betrifft, mittlerweile auch immer mehr Jungs. Die Beeinflussung elektronischer Medien, wie TikTok, Insta etc, und zuletzt auch die vermehrte psychische Belastung durch die COVID-Pandemie fördern deren Entstehung. Bei Essstörungen wie z.B. Anorexie oder Bulimie handelt es sich um eine zwanghafte Fixierung auf das Thema Essen. Die Entwicklung ist meist schleichend, und man muss schon recht hellhörig sein, um bei seinen Kindern erste Anzeichen wahrzunehmen.
Wenn (nicht) Essen zur Obsession wird: Oft beginnt es mit zunehmender Fokussierung auf „gesundes Essen“, die Reduzierung auf vegetarische oder vegane Kost. Die Betroffenen schränken ihre Essgewohnheiten allmählich immer mehr ein, zum Teil nach selbst erfundenen Regeln, wofür sie ethische oder gesundheitliche Motive äußern. Wenn „gesundes Essen“ zur Besessenheit wird, spricht man von „Orthorexie“. Mit der Zeit werden diese Regeln und Rituale immer mehr, bis sich alles im Tagesablauf nur noch um das Management der Nahrungsaufnahme dreht, obwohl de facto immer weniger gegessen wird. Gleichzeitig ist die Wahrnehmung des Körperschemas gestört, Betroffene nehmen sich trotz zunehmendem Untergewicht als dick wahr.
Dieser Zwang, den eigenen Körper zu kontrollieren, führt auch im Sport zu extremen Ausprägungen; es wird mehr Zeit im Fitnesscenter zugebracht als mit Freunden, die Anzahl „spontan“ eingebauter Kniebeugen nimmt überhand, der Hund kann sich von der Vielzahl an Gassirunden kaum noch erholen, und vieles mehr. Die Folgen sind fatal, gerade wenn es sich um Jugendliche handelt, deren Körper noch mitten in der Entwicklung steckt. Nährstoffmängel und krankhafte Gewichtsabnahme können die Gesundheit dauerhaft schädigen, zwanghaft herbeigeführtes Erbrechen führt zu diversen Schäden an Zähnen und im Rachenraum und die Folgen für die Psyche sind enorm.
Wie gesagt, frühes Einschreiten ist wichtig, um schlimme Folgen zu vermeiden. Die ersten Anzeichen: Fokus auf „gesundes“ / „ethisch korrektes“ Essen, wobei die Zahl der selbst auferlegten Einschränkungen allmählich zunimmt und/oder das Ausmaß sportlicher Aktivitäten ständig steigt. Die Veränderungen sind langsam und daher oft auch schwer wahrzunehmen. Hast Du Zweifel, was Deine Kinder anbelangt? Dann besser zu früh einschreiten und vorbeugen! Ich weiß, man möchte sein Kind nicht „übersensibilisieren“ und zum „klinischen Fall“ machen, wenn man sich einfach nur Normalität wünscht. Das ist auch gut, vielleicht ist es ja nur eine vorübergehende Episode. Aber im Zweifel zumindest fachliche Auskunft einholen ist besser, denn hat sich eine Essstörung erst richtig manifestiert, ist es mit der „Normalität“ für die Familie meist für längere Zeit vorbei!
Für den Ernstfall steht in der Medizin am Küniglberg ein Team von Ärzten und Psychotherapeuten bereit!